Nebenprodukt:
Kalb
Wie das Ganze angefangen hat.
Kannst du dich einpaar Jahre zurück erinnern, als bei uns, in Vorarlberg, in jedem Feld eine Herde Tiroler Braunvieh stand? Ist dir auch aufgefallen das diese Rasse in den letzten Jahren durch rot oder schwarz gefleckte Kühe ersetzt wurden? Diese Veränderung kommt nicht von irgendwo, konkret gab es vor ca. 25 Jahren einen großen Umschwung in unserer Landwirtschaft. Zwei spezialisierte Rinder-Rassen wurden auch in Österreich immer beliebter. Die eine liefert maximal viel Milch die andere maximal viel Fleisch & Milch. Das ist eben der große Vorteil der rot-gefleckten Kühe, sie sind für eine Doppelnutzung geeignet. Eine Win-Win Sache für die Landwirtschaft. Die Holstein-Rinder, also die schwarz gefleckten, geben mehr Milch als das Braunvieh und sind somit perfekt geeignet für die in Vorarlberg dominierende Milchwirtschaft. So schön wie das jetzt im ersten Moment klingt, zieht diese Veränderung nicht so schöne Auswirkungen mit sich.


Was die rassen damit zu tun haben.
Durch den steigenden Druck der Lebensmittelindustrie auf Landwirte, immer mehr und noch mehr zu produzieren, mussten sich unsere Bauern eben mit den speziellen Rassen an den Markt anpassen. Nur so bleiben sie wettbewerbsfähig.
Nun kommen wir zum daraus folgenden Problem. Denn Milchkühe müssen, um ihren Milchfluss aufrecht zu erhalten, jedes Jahr erneut geschwängert werden und ein Kind gebären. Einfach gesagt: umso mehr Milch, umso mehr Kälber.
Aus den weiblichen Kälber werden ebenfalls Milchkühe, wie eben die Mama aber da ein Stier bekanntlich keine Milch gibt, sind Stierkälber überflüssig.
Warum wir nicht unsere eigenen Kälber essen.
Vor dem großen Wechsel der Rinderrassen war, wie schon erwähnt, das Tiroler Braunvieh die kultivierte Rasse in Vorarlberg. Diese war ebenfalls gut für die Doppelnutzung geeignet allerdings mit deutlich weniger Ertrag. Da in dieser Zeit der Konsum noch ein ganz anderer war, wurden natürlich auch nicht soviel Kälber wie heute geboren. Die Kälber die auf die Welt kamen wurden im heimischen Stall gemästet oder kamen in einen Mastbetrieb in Österreich. Warum nun soviel Kälber aus Österreich in den Export gehen erklärt sich aufgrund folgender Gründe:

1. Neue Milch-Rasse
Mit den Kälbern von Holstein-Kühen funktioniert das mästen nicht so gut. Und zwar aus dem einfachen Grund, dass sie extra nur für die Milchproduktion gezüchtet wurden und somit nicht für eine Mast geeignet sind.
2. fehlende Ressourcen
Ebenfalls spezialisierten sich die Landwirte in den vergangen Jahren explizit nur auf die Milchgewinnung und haben somit keine Ressourcen um die Kälber bei ihnen aufziehen zu können.
3. Billige Importe
Was auch noch dazu kommt, ist der große Import von billigen Kalbfleisch Produkten aus den Niederlanden. Der Preis in Österreich wird dadurch so stark gedrückt, dass es sich für einen Milchbauern nicht mehr rentiert das Tier hier zu mästen, zu schlachten und zu verkaufen. Die Produkte aus Holland kosten nur halb soviel wie die aus Österreich.
4. Konsumentenvorstellungen
Nur helles Kalbfleisch verkauft sich gut. Und zwar das aus Holland. Der Konsument hat eine klare Vorstellung dass Kalbfleisch für ihn eine helle Farbe haben muss. Es war ja ein Kalb, also ein junges Tier und somit muss ein junges Tier auch helles Fleisch haben. Dieser Irrglaube ist in manchen Menschen leider fest verankert. Das Fleisch ist deshalb hell, weil das Kalb in der Mast nur mit Milchpulver gefüttert wird. Das Kalb hat dadurch einen Eisenmangel und so bekommt das Fleisch dann die helle Farbe. Kalbfleisch aus Österreich hingegen hat eine dunklere, rosa Farbe. Das kommt daher, weil es artgerecht mit Vollmilch und Raufutter gefüttert wird. Das Fleisch ist nährstoffreicher und somit dunkler und auch gesünder für uns Menschen. Schockierend ist es auch, dass es in manchen Metzgereien in Österreich, Farbabzüge für zu dunkles Fleisch gibt. Der Landwirt bekommt also weniger ausbezahlt da sich das dunkle Fleisch an der Theke schlechter verkaufen lässt.
5. enorme Milchproduktion
Der letzte Grund der zu dem Ganzen beiträgt, ist wie schon erwähnt, die zu hohe Milchproduktion in Österreich. Die Statistik Austria gibt einen Selbstversorgungsgrad in der Milchproduktion von 167% an, d.h. die österreichische Milchindustrie produziert um 67% mehr Milch, als für den eigenen Markt notwendig. Etwa die Hälfte der in Österreich produzierten Milch geht ins Ausland, die restlichen 17% sind somit Überschuss. Würde man alle Kälber, die exportiert werden, hier aufziehen, würden sie diese übrigen Tausende Liter Milch trinken.
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